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Auf der Jagd nach Wertzuwachs schießen viele Anleger Böcke!

Anlegern, die einen Fonds mit hervorragender Wertentwicklung suchen, bietet sich im Moment eine vermeintlich verführerische Gelegenheit. Gesundheits- und Biotechnologiefonds sind die Stars dieses Jahres, mit Wertzuwächsen von teilweise über 75 Prozent. Investoren, die gerne trendorientiert investieren, stehen schon Gewehr bei Fuß.

Bloomberg-Kolumnist Chet Currier hat jedoch Bedenken: Anleger, die in Fonds mit hohen Wertzuwächsen in der Vergangenheit investieren, können kaum mit weiteren positiven Zahlen rechnen. Im Gegenteil, in den meisten Fällen fahren Fonds Verluste ein, sobald die große Anlegerschar sich der Jagd angeschlossen hat. Currier hat jedoch auch einen Tip gegen solche Rohrkrepierer.

Currier bezieht sich in seiner Analyse auf eine Untersuchung der Vanguard Group, der zweitgrößten Fondsgesellschaft der USA.

Vanguard untersuchte Emerging-Markets-Aktienfonds, die in Schwellenmärkte auf der ganzen Welt investieren. Darin dokumentieren sie Wertzuwächse, Wertverluste und den Cash-Flow der Fonds. In den vergangenen acht Jahren tendierten Anleger dazu, bei hohen Kursen zu kaufen und bei niedrigen Kursen zu verkaufen", fanden die Vanguard-Analysten heraus. ,Nach starken Wertzuwächsen strömt das Kapital in die Fonds, nach Verlusten wird es wieder abgezogen."

Nachdem die Emerging-Markets-Fonds 1993 mit einem Wertzuwachs von durchschnittlich 73 Prozent Anleger lockten, investierten Anleger wie wild in diesen damals noch kleinen Bereich. Das Anlagekapital der Fonds stieg im gleichen Jahr um das Zehnfache und legte in den beiden folgenden Jahren noch einmal um jeweils 50 Prozent zu. Dummerweise steckten zu dieser Zeit die Schwellenmärkte bereits tief in der Krise, und die Fonds mussten für 1994, 1995, 1997 und 1998 Verluste verbuchen. 1998 hatten die Anleger die Nase voll und die Fonds mussten in diesem Jahr einen Nettokapitalabfluss hinnehmen. Prompt erholten sich die Fonds wieder und legten 1999 um 72 Prozent zu.

Dieses Muster zeigt sich auch bei anderen Fondstypen. So können Fondsanleger die Entwicklung des Rentenmarkts nur schwer einschätzen. Sie kaufen in Scharen, kurz bevor die Zentralbank mehrfach die Zinsen anhebt und die Anleihekurse sinken - so geschehen in den USA 1986, 1992/93 und 1998.

Sheldon Jacobs, der Verleger des Informationsdienst ,No-Load Fund Investor", hat ähnliche Untersuchungen in Bezug auf Sektorenfonds durchgeführt. Diese Fonds investieren in einzelne Branchen oder Bereiche der Wirtschaft. Er beobachtete beispielsweise, dass das gesamte Anlagekapital des Fidelity Select Biotechnology Fonds zwischen Ende 1990 und Ende 1991 auf mehr als das Fünffache anstieg. Der Fonds erreichte in dieser Zeit einen Wertzuwachs von 99 Prozent.

Nachdem alle der gleichen Fährte folgten, verlor der Fonds im folgenden Jahr 10,5 Prozent. Nach einem Plus von 0,7 Prozent im zweiten Jahr summierte sich der Verlust im folgenden Jahr auf 18,2 Prozent. Trotz der oft hervorragenden Wertentwicklung der Fonds, können Investoren in Branchenfonds nur selten tatsächlich hohe Gewinne einstreichen" schreibt Jacobs in seinem Buch "Sheldon Jacob's Guide to Successful No-Load Fund Investing".

Im antizyklischen Denken geübte Investoren juckt es bei solchen Zahlen in den Fingern. Wenn die Horde der Fondsanleger ihr Timing so schlecht im Griff hat, böte es doch sicher Vorteile, gegen die Meute zu setzen? Leider nein, sagt Chet Currier. Das Rudel der Fondsinvestoren neigt zwar zu Irrtümern, aber ein Anleger kann sich nicht darauf verlassen, dass sie falsch liegen. Investoren, die zwischen 1995 und 1998 in Scharen in Computer- und Telekomaktien investierten, konnten 1999 eine reiche Ernte einfahren. Currier stellt allerdings auch fest, dass der stärkste Kapitalzufluss 1999 stattfand - kurz vor dem Einbruch bei Technologieaktien 2000.

Damit will Currier nicht die Intelligenz von Fondsanlegern in Frage stellen. Jeder Investor, ob große Institution oder kleiner Privatanleger, erweist sich immer wieder als Trendmitläufer. Bei näherem Hinsehen ist dies wohl unausweichlich. Märkte erreichen allein schon durch ihren Aufbau dann einen Höhepunkt, wenn Anleger die größte Begeisterung zeigen. Ein Tiefststand entsteht, wenn niemand kaufen will. Diese Entwicklung bleibt immer die gleiche, egal wie gewieft die Teilnehmer werden.

Wie kann ein Anleger diesem Dilemma entkommen? Glücklicherweise gibt es eine Investmentmethode, bei der Anleger nicht jeder Beute hinterherhetzen müssen. Es ist die alte, aber immer noch gültige Regel, ein breitgestreutes Fondsportfolio langfristig zu halten. Diese Methode bringt natürlich keinen Adrenalinschub. Die blutigen Nasen, die sich viele Anleger bei der Jagd auf den schnellen Wertzuwachs geholt haben, sollten aber Grund genug sein, die Jagd auf dieses Wild aufzugeben.

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