Mitteilungen

BCA mahnt bei Zertifikaten zur Vorsicht

Intransparenz, mangelnder Anlegerschutz und verstecktes Kreditrisiko

Extreme Intransparenz, überhöhte Kosten und ein verstecktes Kreditrisiko – für Deutschlands größten Maklerpool BCA hat der augenblickliche Zertifikate-Boom eine große Schattenseite, derer sich nur wenige Anleger bewusst sind. „Vieles was auf den ersten Blick wunderbar erscheint, ist leider fauler Zauber“, warnt BCA-Vorstand Ferdinand Haas. „Die geringe Transparenz und der mangelhafte Anlegerschutz bei Zertifikaten wird von den Emittenten leider oft brutal ausgenutzt.“

Anders als bei Fonds, die dem Investmentgesetz unterliegen und damit dem Nutzen und Schutz des Anlegers verpflichtet sind, gilt bei Zertifikaten normales Wertpapierrecht, das implizit von kundigen und informierten Vertragspartnern ausgeht. Rechtlich ist ein Zertifikat nichts anderes als eine Schuldverschreibung, deren Rückzahlungsbetrag von einer oft komplexen Derivatekonstruktion abhängig ist. Davon dass Anleger ausreichend kundig und informiert sind, kann nach Ansicht von Haas aber in der Praxis keine Rede sein: „Mal abgesehen davon, dass kaum ein Anleger die zum Teil über hundert Seiten starken Emissionsprospekte liest, sind die meisten ohnehin mit der Bewertung und Einschätzung komplexer Strukturen massiv überfordert. Damit sind sie aber der Fairness der Emittenten schutzlos ausgeliefert und diese Schwäche wird in der Regel leider auch gnadenlos ausgenutzt.“

Bereits relativ simple Tricks werden von den meisten Anlegern nicht durchschaut. So beziehen sich die meisten Zertifikate auf Preisindizes, also auf solche Börsenbarometer, wie den Eurostoxx 50 oder den S&P 500, die Dividendenzahlungen nicht berücksichtigen. Einem Emittenten, der zur Absicherung das tatsächliche Indexportfolio oder ein entsprechendes Derivat hält, fließen jedoch Dividenden zu, die er nicht an den Anleger weiterleiten muss. Dem Anleger entgeht auf diese Weise – in aller Regel unbemerkt - die gesamte Dividendenrendite; aktuell über 3% pro Jahr beim Eurostoxx 50. „Die Werbung mancher Zertifikate-Emittenten, dass keine Ver-waltungsgebühren anfallen, ist geradezu zynisch, denn die versteckten Kosten vieler ungemanagter Indexzertifikate übersteigen selbst die Kosten extrem teurer aktiv gemanagter Fonds“, so Haas.

Auch im Handel bieten Zertifikate aus Emittentensicht interessante Möglichkeiten, versteckte Zusatzerträge zu generieren: Während Fondsanteile jederzeit zu ihrem Nettoinventarwert zurückgegeben werden können, liegt es bei Zertifikaten in der Hand des Emittenten, den Rücknahmepreis zu bestimmen. „Leider wird diese Machtposition nicht nur dazu genutzt, entstehende Kosten fair auf den Verursacher umzulegen, sondern auch saftige Folgeerträge einzufahren“, bemängelt Haas.

Große Probleme sieht die BCA darüber hinaus wegen der rechtlichen Konstruktion von Zertifikaten. Sie sind keine konkurssicheren Sondervermögen wie Investmentfonds, sondern Schuldverschreibungen. Der Anleger erwirbt einen schuldrechtlichen An-spruch gegenüber dem Emittenten, dem dieser im Falle einer Insolvenz gegebenenfalls nicht nachkommen kann. Im Extremfall läuft der Anleger deshalb Gefahr, seinen gesamten Einsatz zu verlieren. Über das eingegangene Risiko dürfen die wenigsten Anleger informiert sein, da weder die Ratings der Emittenten explizit veröffentlicht werden, noch die gestellten Preise von Zertifikaten die unterschiedliche Bonität der einzelnen Emittenten widerspiegeln.

Damit aber bieten Zertifikate gerade für Emittenten mit vergleichsweise schwacher Bonität eine überaus günstige Form der Refinanzierung und die hieraus resultierenden Vorteile sind durchaus erheblich: Der Preis für eine Kreditausfallversicherung (Credit Default Swap) für einen Emittenten mit einer Bonität von A und einer Laufzeit von 5 Jahren beträgt aktuell mehr als 0,2% pro Jahr. Um dieses Kreditrisiko korrekt wiederzuspiegeln, müsste ein Zertifikat mit entsprechender Laufzeit einen Preisabschlag von rund 1% aufweisen. Aber selbst die Open-End Zertifikate von Emittenten mit einem deutlich schlechteren Rating werden ohne jeden Abschlag gehandelt. „Die meisten Anleger sind sich des versteckten Kreditrisikos in keiner Weise bewusst“, so Haas. „Wenn der erste schwache Emittent Probleme bekommt, dann droht dem gesamten Markt ein böses Erwachen.“

Das Fazit der BCA: Fonds bieten dem Anleger im Vergleich mit Zertifikaten die bei weitem größere Sicherheit, mehr Transparenz und in den meisten Fällen auch die günstigeren Kosten. Vor allem aber ist die Fondsgesellschaft – ganz anders als der Zertifikate-Emittent - explizit dem Anlegerwohl und einem Performanceziel verpflichtet. „Wir können den Kunden daher bei der Investition in Zertifikate nur zu Vorsicht und genauer Prüfung raten“, sagt Haas.

{"page_type":"other"}