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Dachfonds - Abzockerei!

Ein neuer Trend macht sich bereit am deutschen Fondsmarkt: Dachfonds. Vor allem die Banken propagieren Dachfonds als ideale Anlageform. Aus Bankensicht bieten Dachfonds die Möglichkeit, den Profit aus der fondsgebundenen Vermögensverwaltung drastisch zu erhöhen, weil innerhalb eines Dachfonds Kauf- und Verkaufsorders nicht mehr für jedes Kundendepot einzeln durchgeführt werden müssen. Bei gleichen Verwaltungskosten ergibt sich so eine deutliche Steigerung der Marge.

Das Hauptproblem der Dachfonds liegt in ihrer Kostenstruktur: Der Dachfonds verlangt in der Regel eine Verwaltungsgebühr von bis zu 1,5% p.a. Werden konzerneigene Fonds gekauft, dann werden die Kosten der Fonds auf diese Vergütung angerechnet. Bei konzernfremden Fonds aber fällt die Gebühr zusätzlich zu den Fondskosten an. Hierdurch können sich die echten Kosten eines Dachfondsinvestments leicht auf 3% p.a. summieren. Da diesen Kosten keine Entsprechende „echte“ Leistung gegenübersteht, schlägt sie voll auf die Performance durch. Miserable Anlageergebnisse sind die zwangsläufige Folge. Wir meinen, dass kundenorientierte Berater einen weiten Bogen um Dachfonds machen sollten. Wenn es gilt, dem Kunden eine tatsächlich auf seine individuellen Belange zugeschnittene Anlage zu vermitteln, sind Dachfonds eine schlechte Wahl.

Viele Bankberater und Fondsvermittler waren begeistert: Nun konnten sie dem Kunden endlich ein Produkt verkaufen, das alles abdeckt und für alle passt. Damit konnte man sich ganz nebenbei die Arbeit ersparen, selbst für den Kunden das Richtige zusammenzusuchen. Auch die Anleger selbst waren von der Idee angetan. Nun musste man nicht mehr so viele Kurse in der Zeitung verfolgen. Und die Fondsgesellschaften selbst waren froh, denn sie konnten mit diesen Dachfonds u.a. schnell Gelder in kleinere, unrentable Einzelfonds aus dem eigenen Hause fließen lassen. Auch die Vermittlerpools versuchten sich als Dachfondsmanager. Ein Blick in unsere Datenbank zeigt: die Rechnung ist nicht aufgegangen. So findet sich zum Beispiel unter den 20 besten weltweit anlegenden Aktienfonds (klassifiziert nach Wertentwicklung über 1 Jahr) kein einziger Dachfonds. Und nur einer schaffte gar ein besseres Ergebnis als der Kategoriedurchschnitt. Woran kann das liegen?

Ein Grund liegt in der doppelten Kostenbelastung. Der Anleger zahlt nicht nur die Verwaltungsgebühr an den Dachfondsmanager, sondern indirekt auch an den Fondsmanager der jeweiligen Einzel- oder Zielfonds, es sei denn es handelt sich um ein hauseigenes Produkt. Diese zusätzliche Kostenbelastung ist vor allem langfristig eine nicht zu verachtender Renditekiller. Wenn man bedenkt, dass ein Aktienfonds über 20-30 Jahre eine jährliche Durchschnittsrendite von ca. 10-12 Prozent erwirtschaften kann, so macht ein halbes oder gar ein Prozent an höheren laufenden Kosten viel aus.

Im Falle von Dachfonds, die ausschließlich in hauseigene Fonds der Kapitalanlagegesellschaft investieren, fallen diese Zusatzgebühren zwar nicht an. Dafür können sie aber auch nicht von sich behaupten, sie würden die besten verfügbaren Fonds bündeln. Keine Fondsgesellschaft der Welt hat Spitzenprodukte auf jedem Sektor.

Auch die Risikominderung ist bei einem Dachfonds gegenüber vielen breit gestreuten weltweit anlegenden Einzelfonds – wenn überhaupt – nur unwesentlich. Dies liegt daran, dass viele Fonds in die gleichen Werte investieren. Titel wie Microsoft, Vodafone oder BP sind in sehr vielen Fonds vertreten. In einem Dachfonds hat man dann gleich mehrere Positionen in den großen Standardwerten. Fazit: Dachfonds müssen erst noch beweisen, dass sie eine sinnvolle Bereicherung für den Anleger sind. Wer gut beraten wird, oder sich selbst informiert, fährt mit einem individuell abgestimmten Portfolio von Einzelfonds meist besser.

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